Der Raum ist ein japanisches „No-Theater“, in dem schon bald nichts mehr ist, wie es zu sein scheint. Ein Wanderer, Mohammad Reza Mortazavi, betritt mit seinen befeuernden Klängen orchestraler Gewalt die Bühne. Sie lassen den tanzenden Geist, Joy Alpuerto Ritter, wie einen Schmetterling durch den Raum fliegen. Durch Wiederholungen, wechselnde Tempi und die changierende Atmosphäre von Musik, Tanz und Licht beginnt ein geheimnisvolles Drittes zu atmen: Das „2.5-dimensionale“ Kunstwerk von Acci Baba.
Die einmal gesetzte Wirklichkeit wird durch den fugenhaften Kreislauf der Choreographie von Yui Kawaguchi wieder und wieder verändert, bis bald keinerlei Gewissheit mehr besteht, was Fantasie, was Wirklichkeit ist – „Bin ich ein Mensch der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der träumt, er sei ein Mensch?“ (Zhuangzi)
Kawaguchi ist bekannt als versierte Tänzerin und Choreographin. Ihre unverwechselbare Handschrift etablierte sich spätestens bei MATCHATRIA als das Publikum das „pochende Herz“ der Tanzenden in den Händen hielt - und die Illusion, selbst Teil des tanzenden Körpers zu sein, buchstäblich fühlen konnte. Auch in MUGEN - japanisch für „Unendlichkeit“ oder „Illusion und Traum“, aber auch „Vergänglichkeit“- entsteht ein solch besonderer Zauber. Er beruht auf der fugenhaften Doppelstruktur vom japanischen klassischen Mugen-No-Theater, die eine Geschichte aus der subjektiven und aus der objektiven Perspektiven erzählt. In der ständig sich wandelnden Begegnung zwischen einem Wanderer (Waki) und einem tanzenden Geist (Shite), sucht Kawaguchi dem Sehnsucht des Menschen nach einem beständigen Dasein, nach anhaltenden, tiefen Verbindungen zu anderen Menschen Gestalt zu geben.
Möglich wird das durch das präzise Ineinandergreifen der virtuosen Mittel, die Ritter immer wieder unter Beweis stellt. Hoch komplexe und körperlich fordernde Phrasen folgen in so rasenden Wechseln aufeinander, dass ihre Bewegungsbilder aufzublitzen scheinen, um gleich wieder anderen Platz zu machen. Sie, die Tänzerin, trifft auf Mortazavi, den Live-Musiker, der mit fliegenden Fingern Klänge wie aus einer anderen Welt erzeugt und mit der Kraft seiner solistischen Musik eine komplexe Soundatmosphäre kreiert. Ebenso auratisch ist die Bildwelt von Baba, dessen Werke auf einer feinen Grenzlinie zwischen natürlichen Phänomenen und menschlicher Wahrnehmung die verborgene Gewalt der Natur sichtbar werden lässt. Zusammen mit Fabian Bleisch sorgt er für eine Licht- und Bildwelt, die beide Seiten von Traum- und Wachzustand in Schwingung bringt.
.
Premiere: Freitag 17. Dezember. 2021 - 19.30h
weitere Vorstellungen
18. Dez. 2021 - 19.30h
19. Dez. 2021 - 17.00h
Sophiensaele Festsaal
Sophienstr. 18
10178 Berlin
Tickets 15/10 Euro
Dauer: ca. 50’
▼ DAS TEAM ▼
von |
Yui Kawaguchi |
von und mit | Joy Alpuerto Ritter (Tanz) |
Mohammad Reza Mortazavi (Musik) |
|
Bühnenbild | Acci Baba |
Licht & technik | Fabian Bleisch |
Ton | Satoshi Okamoto [sub-tle.] |
Kostüm |
|
Dramaturgie | Rosi Ulrich (WEHR51) |
Produktionsleitung | Ilja Fontaine |
Produktion | Yui Kawaguchi - Mendora & Nico and the Navigators |
Koproduktion | Sophiensaele, MA scène nationale – Pays de Montbéliard, WEHR51 |
▼ BILDER ▼