Da Capo
Die Kunst verkündet den Menschen ihre Daseinsberechtigung. – Auguste Rodin (1840-1917)
Überall auf der Welt wandern Menschen und kreuzen sich Kulturen. Bewohner, Reisende, Unbekannte, Freiheitssuchende. Vertrautes neben Neuem. Erkenntnis, Verständnis, Missverständnis. Dinge und Menschen unaufhaltsam in Bewegung - eine endlose kaleidoskopische Neuordnung.
In „Da Capo“ thematisieren Yui Kawaguchi und Aki Takase das Gefühl der Fremdheit und zelebrieren das Aufeinanderprallen von Kulturen und Kunstformen. Mit dabei sind der französische Klarinettist Louis Sclavis, der Berliner Musikproduzent und DJ Illvibe sowie der aus Ghana stammende Tänzer Kofie da Vibe, dessen Körpersprache HipHop, Krump und afrikanischen Tanz vereint. Auf musikalischer Ebene treffen Jazzklavier und Neue Musik auf Folklore Imaginaire, HipHop und elektronische Klanglandschaften. Auch im Tanz begegnen sich zwei kulturell und stilistisch ganz unterschiedlich geprägte Körper. Ein Ausgangspunkt des Abends war der Besuch der Ausstellung „Auguste Rodin und Madame Hanako“ im Berliner Georg Kolbe Museum, die sich der Beziehung zwischen dem berühmten französischen Bildhauer und der japanischen Schauspielerin widmete. Anfang des 20. Jahrhunderts, als Europäer eine übersteigerte Faszination für das Fremde entwickelten, brach Madame Hanako (1868-1945) nach Europa auf und löste dort mit ihrer Körperkunst beklemmende Bewunderung aus. Auch Rodin war gefesselt von ihrem Ausdruck und suchte diesen in aufreibenden Portrait-Sitzungen einzufangen. Eine beeindruckende Serie expressiver Masken und Büsten von der „kleinen Japanerin“ („petite Hanako“) reihte sich folglich in sein Spätwerk. "Da Capo" möchte die Dinge also „vom Kopf her“ betrachten und versteht den Begriff nicht nur als musikalische Aufforderung zur Wiederholung. Das Stück ist gleichermaßen ein Blick auf die eigene Geschichte der fünf Künstler, auf ihre zahlreichen Begegnungen mit unterschiedlichen Kulturen und ihre vielfältigen Beziehungen zu anderen Kunstformen. Warum fasziniert mich das Anderssein so sehr? Wie viel verstehe ich von meinem Gegenüber? Gleichwohl der Abend durch seine Solo-Auftritte besticht, bleibt die physische und klangliche Materie modellierbar und offen für Gestaltungsprozesse. Während sich kulturelle Grenzen in Zeiten weltweiter Vernetzung zunehmend in generalisierten Gesten aufzulösen scheinen, sucht „Da Capo“ gerade nach der Faszination der kulturellen Besonderheit in der persönlichen Begegnung – und möchte diese uneingeschränkt mit dem Publikum teilen.Sa. 12. Januar 2019 - 20.45h (Deutschlandpremiere)
Im Rahmen des Festival made in Potsdam
fabrik Potsdam (Schiffbauergasse 10, 14467 Potsdam) > info
Sa. 28. April 2018 - 18h (Uraufführung)
Im Rahmen des Festival Bregenzer Frühling 2018
Kunsthaus Bregenz
Aki Takase (Klavier), Louis Sclavis (Klarinette, Bassklarinette),
DJ Illvive (Live DJ / Soundscapes), Kofie da Vibe (Tanz), Yui Kawaguchi (Tanz)
Konzept / Künstlerische Leitung : Yui Kawaguchi
Konzept / Musikalische Leitung : Aki Takase
Licht / Technische Leitung : Fabian Bleisch
Produktionsleitung : Ilja Fontaine
Musikalische Produktionsleitung : Constanze Schliebs
Aki Takase – Musikalische Leitung, Klavier www.akitakase.com Sie wurde in Osaka geboren und wuchs in Tokio auf. Klavierunterricht erhielt sie bereits ab dem dritten Lebensjahr. Klavier war auch das Hauptfach während ihres Musikstudiums an der Tohogakuen University in Tokyo. 1979 folgte ein längerer Aufenthalt in den USA. 1981 beim Berliner Jazzfest in der Philharmonie dann der erste gefeierte Auftritt ihres Trios in Deutschland. Zahlreiche Konzerte & Schallplattenaufnahmen mit John Zorn, Lester Bowie, Joe Henderson, Niels Henning Orsted Pedersen. In den neunziger Jahren langjährig sehr erfolgreiche Duos mit der Sängerin Maria Joao, sowie mit dem Saxophonisten David Murray. Arbeit im Trio mit Reggie Workman und Rashied Ali, im Duo mit Alexander von Schlippenbach, sowie gelegentliche Projekte mit dem dem Berlin Contemporary Jazz Orchestra, von 1997 bis 1999 arbeitete sie als Gastprofessorin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin, erhielt die den Kritikerpreis der Berliner Zeitung. Aki Takase erhielt im Jahr 2002 den SWR Jazzpreis. Für ihre „Aki Takase plays Fats Waller“ wurde ihr 2004 der Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik für die beste Jazzproduktion verliehen. Weitere Projekte sind das Trio "LOK 03" mit Alexander von Schlippenbach und DJ Illvibe, ein neues, kammermusikalisch ausgewogenes Ensemble "La Planète“ mit Louis Sclavis, Dominique Pifarely und Vincent Courtois, Duos mit Rudi Mahall, Han Bennink, David Murray und Louis Sclavis. Sie erhielt bislang 8 Nominierungen für den Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenpreis. Louis Sclavis – Klarinette, Bassklarinette DJ Illvibe – Live DJ / Soundscapes Kofie da Vibe – Tanz |
Künstlerbeziehung im Tanz
Neue Vorarlberger Zeitung
29.4.2018 von Katharina von Glasenapp
Als faszinierende Zusammenarbeit von fünf höchst unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Bereichen konnte das Publikum im Rahmen des Bregenzer Frühlings die Produktion „Da capo“ erleben… Jazz, zeitgenössische Musik, Improvisation auf dem Klavier, der Klarinette und der Bassklarinette, dazu die Impulse, das rhythmische Scratchen eines DJs und natürlich der Tanz gehen eine außergewöhnliche Verbindung ein.
...Gemeinsame Szenen voll Symbiose, auch voller Kontraste und Witz, Bewegungen, die wie die einer Schlange oder einer Marionette wirken, werden zum vieldeutigen Spiegel für diese Beziehung.
Getragen wird diese getanzte Geschichte von der ungeheuren Energie der Musik. Von Klangexplosionen, rhythmischem Groove oder Clustern der Pianistin und von wild herausfahrendem Klarinettenspiel, das manchmal rotzend und röhrend klingt, mit dem schnalzenden Geräusch der Klappen spielt oder sich in ruhigeren Passagen in den Weiten des Raums entfaltet.... Faszinierend und anregend.